Fußnote:
Wir möchten hierbei keinen Anspruch auf historische Korrektheit oder Authentizität erheben. Unsere Erkenntnisse sollen keine allgemein gültigen Aussagen darstellen, sondern lediglich unsere Interpretation wiedergeben. Die nachstehenden Ausführungen spiegeln unsere Erfahrungen und Feststellungen aus dem regelmäßigen Training der letzten 10 Jahre wieder.
1. das Technik - Problem / schöne Show
Generell ist es wichtig die grundlegenden Techniken zu beherrschen. Also das Gefühl für die Waffe, Distanz, Wucht des Angriffes sowie die korrekte Haltung und
die Schrittarbeit zu verinnerlichen. Da wir keine extrem leichten und flexiblen Fechtfedern als "Schwertersatz" verwenden, sondern dem historischen Hintergrund entsprechend massive Stahlklingen,
stellt dies die Grundlage dar. Danach sind die entsprechenden Konter sowie Gegenkonter sehr gut als Übungsabläufe oder auch Trainingszyklen geeignet, um all dies zu vertiefen. Jedoch haben wir
alle das „Technikproblem“ selber erfahren, in der freien Anwendung, dem lockeren Sparring funktioniert dies alles nur bedingt. Es ist ein Vielzahl an entsprechenden Videos zu finden, welche
technisch perfekte Abläufe zeigen, alles Fehlerfrei und optimal aufeinander abgestimmt. Jedoch hat dies nicht sehr viel mit freiem Sparring oder gar Freikämpfen zu tun. Bei genauem
Hinschauen erkennt man oft "erstarrende" Angreifer, die nach einem oder zwei Hieben "Bewegungsunfähig" scheinen. So sind anmutige Techniken, Paraden und Entwaffnungen möglich. In einer Situation
jedoch, in der es keine abgesprochenen Abläufe gibt, weil jeder frei agiert, ist das eine völlig andere Situation. Jetzt geht es um die richtigen Reflexe, um die notwendige Kondition und um
entschlossenes Handeln. Das ausprobieren der Techniken, versuchen Treffer zu landen ist bei beweglichen und agierenden Kontrahenten nicht zu unterschätzen. Hier scheitern viele "Techniker", weil
sich diese Situation völlig anders "anfühlt" als das trainierte. Weiterhin stellt bei der Wertung von Treffern die Schutzwirkung der Rüstung eine große Herausforderung dar. Es ist recht einfach
"jeden" Körpertreffer, oder jede Berührung, zu "Werten". Bezieht man jedoch die unbestreitbare Schutzwirkung der Rüstung mit ein, wird es deutlich anspruchsvoller. Was wird bei einem
Schwerthieb auf einen massiven Stahlhelm passieren? Alle R.S.K. - Teilnehmer haben sich von der Schutzwirkung unserer Rüstungen überzeugt, daher stellt diese Frage nicht. Die Antwort ist
jedoch einfach: nicht sehr viel.
2. der Schnitt - Test / Schnitt wie schneiden oder Kampf wie kämpfen
Wie aussagekräftig ist ein solcher, und vor allem was sagt er uns? Er sagt uns lediglich das offensichtliche, hochwertige scharfe Schwerter zerteilen beinahe mühelos das entsprechende (ungepanzerte) Zielobjekt. Die spannendere Frage ist, welches Zielobjekt? Ein dicker Gambeson ist nicht mit einem Hieb ohne weiteres zu "zerschneiden", von einem Kettenhemd nicht zu sprechen. Er sagt uns also lediglich das gleiche wie der gesunde Menschenverstand und veranschaulicht uns dies an den zerteilten Gegenständen. Nun könnte man behaupten, das es keiner großen Kunst und keinem jahrelangen Training bedarf, ein unbewegliches Objekt zu attackieren. Diesen Schluss überlasse ich jedem selbst. Wie bereits erwähnt, hier ist der jeweilige Rüstschutz nicht zu unterschätzen. Wenn ein Schmied sein Werk auf Schärfe testen möchte, ist das nachvollziehbar - alles andere ergibt nicht unbedingt einen tieferen Sinn oder demonstriert gar außerordentliche Fähigkeiten. Wie wir beim Training feststellen wird die ganze Angelegenheit mit "beweglichen Zielen", die nicht nach jedem Angriff erstarren, weitaus schwieriger. Ein wirkungsvoller Hieb ist nicht einfach zu setzen, ein gezielter Stich dagegen schon eher. Hier kommen wir der optimalen Wirkungsweise gegen gerüstete Gegner schon näher. Wir betreiben kein "sportliches Blossfechten", sondern den gerüsteten Schwertkampf. So einfach zerschneidet sich eben ein massives Ringpanzerhemd nicht, von einem Helm ganz zu schweigen. Mag das Schwert also den Kürbis töten, der Kämpfer in Rüstung lächelt darüber.
3. die Waffen / die Mischung macht`s
Zu Beginn unseres Trainings verwenden wir die "passenden" Waffen, also Schwert gegen Schwert, jedoch dies immer im Rahmen der jeweiligen Epoche oder auch Darstellung. Mit fortgeschrittenen Fähigkeiten kommt die entsprechende Begleitwaffe sowie der Schild hinzu. Die Begleitwaffe kann hierbei direkt geführt, oder auch am Gürtel getragen werden, um diese "bei Bedarf" verwenden zu können. Daraus ergibt sich eine Vielzahl an möglichen Kombinationen, welche jedes Sparring zu einer einzigartigen Herausforderung machen. Eine Herausforderung an sich selbst sowie den Trainingspartner. Es ist recht unwahrscheinlich das seinerzeit fast immer mit identischen Waffen gegeneinander gestritten wurde, um dem Rechnung zu tragen wird unser Training entsprechend gestaltet. Wir konnten des öfteren feststellen das es auch Zielführend sein kann, sich von der "Hauptwaffe" (z.B. Schwert) zu lösen, um direkt am Kontrahenten mit dem Dolch zu agieren. Genau diesen, zweifellos situationsbedingten Ansatz, werden wir weiter verfolgen. Auf diese Weise bewegen wir uns möglichst nah am Kampfgeschehen seinerzeit, oder mit anderen Worten: realistischer Schwertkampf im Rahmen des machbaren.
4. die Rüstung / zweite Haut aus Eisen
Wie bereits festgestellt hat die Rüstung auf die auszuführenden Techniken mitunter großen Einfluss, was aber viel interessanter ist: der Einfluss auf das Verhalten des jeweiligen Trägers. In dem Bewusstsein, das nur gezielte Angriffe wirkungsvoll sind, agiert man wesentlich offensiver. Weiterhin kann man sich in diesem Zusammenhang sehr gut vorstellen, wenn ein komplett gerüsteter hochmittelalterlicher Krieger vor einem steht, wie sich seinerzeit die „zwangsrekrutierten“ Kämpfer ohne entsprechende Ausrüstung gefühlt haben müssen. Von Kopf bis Fuß Kettengeflecht über dem dicken Polsterwams, Diechlinge zum Schutz der Oberschenkel / Knie, ein massiver Helm und nicht nur eine Waffe griffbereit. Jeder kann sich im Training davon überzeugen, wie sehr der Kampf in kompletter Rüstung an der Kondition zehrt. Oft sind nach etwa 15 Minuten intensivem Sparring bereits die jeweiligen Grenzen erreicht. Auch hier lässt sich nachvollziehen, weshalb man seinerzeit durchaus von „sehr gut ausgebildeten Berufskriegern“ ausgehen sollte. Wir müssen also ganz klar zwischen dem Kampf ohne, sowie dem Kampf in kompletter Rüstung trennen. Durch regelmäßiges Training lassen sich jedoch, entgegen der ersten Vermutungen neuer Teilnehmer, durchaus sehr schnelle Kämpfe / Aktionen ausführen. Es ist also letztlich (fast) alles eine Frage der Übung. Durch das tragen und trainieren in den entsprechenden Rüstungen bewegen wir uns, im Rahmen unserer Möglichkeiten, nah am historischen Vorbild und gewinnen einen intensiveren Eindruck. Wir erkennen allerdings auch, das es „träge Ritter“ entweder nur im Film oder nach langem Kampf gegeben haben mag. Weiterhin stellen „leichte“ Treffer auf das Kettenhemd keine „tödlichen“ Verletzungen dar, im Gegenteil. Es erlaubt sich durchaus, je nach Situation, an der eigenen Rüstung das Schwert des Gegner zu „fixieren oder blockieren“, um sich daraus einen Vorteil zu verschaffen. Schläge auf den massiven Helm sehen sicher „brachial“ aus, und klingen auch so. Aber wenn dies nicht gerade mit einer „Dane“ oder einem Streitkolben geschieht sondern einem Schwert, können wir nicht von einem „Wirkungstreffer“ ausgehen. Jeder Teilnehmer kann sich davon jederzeit überzeugen. Es wird also wesentlich schwieriger wirkungsvolle Angriffe zu platzieren, deshalb verwenden wir im Training möglichst viel Zeit mit lockerem Sparring.
5. die Quellen und Regeln / der Unterschied zwischen Sport und Kunst / Kunst = Können
Um es vorweg zu nehmen, die wichtigsten Quellen sind zum einen die Biomechanik des Menschen, zum anderen die optimale Anwendung der jeweiligen Waffen und Rüstungen. Die wichtigste Regel ist die optimale Wirkungsweise bei größtmöglichem Selbstschutz. Unserer Ansicht nach sollte unterschieden werden zwischen (Kampf)Sport und (Kampf)Kunst. Sport basiert im wesentlichen auf Regeln, welche das jeweilige in einem „festen Rahmen“ halten. Zum einen wird dadurch eine gewisse „Chancengleichheit“ was einen Wettstreit betrifft geschaffen, zum anderen jedoch kann dies auch einschränken. Hierbei spielt zweifellos der Sicherheitsgedanke für alle Beteiligten eine große Rolle. Gerade im Kampfsport, oder in unserem Fall – dem Schwertkampf früher Epochen – wird dadurch jedoch mitunter der eigentliche Kern verfehlt, bzw. läuft Gefahr außer acht gelassen zu werden. Nur um es etwas besser zu veranschaulichen möchte ich als Beispiel das Olympische Fechten / Sportfechten aufführen – mit dem eigentlichen Kern hat es nichts mehr gemeinsam (dies soll nicht als negativ wertend demgegenüber verstanden werden). Die Kampfkunst im eigentlichen Sinn verfolgt das Ziel, also den Kontrahenten zu bezwingen. Der Weg dorthin folgt keinen Regeln, sondern ist auf optimale Wirkung ausgerichtet. Dies ist im Training so natürlich nicht durchführbar, jedoch legen wir großen Wert darauf diesen wichtigen Aspekt nicht zu vernachlässigen. Mit fortgeschrittenen Fähigkeiten im Training wird im lockeren Sparring eben dieser Ansatz verfolgt. Dabei ist es jedoch unabdingbar sich auf den Trainingspartner verlassen zu können, die Techniken werden trainiert und angedeutet – jedoch nicht „durchgezogen“. Dies spiegelt sich auch in unseren Wettkämpfen wieder, welche auf 3 Wertungsstufen basieren. Je nach Fähigkeiten sowie dem sich selbst zugetrauten Können fällt die jeweilige Wertung aus. Ein Wettstreit ist immer im sportlichen Sinn zu sehen, und muss daher einen gewissen Rahmen haben. Ich verstehe den R.S.K. als Fundament, als Grundlage für alle Teilnehmer – nicht als einen „Regelzwang“ was die Techniken und Abläufe betrifft. Tritte, Schläge, Entwaffnungen, Stöße, Waffenwechsel im Kampf selbst - keine festen Stellungen, keine festen Schrittfolgen oder Technikabläufe. Dies führt uns zum eigentlichen Training selbst, keine endlosen Wiederholungen von Grundschlägen nebeneinander aufgereiht und auf Kommando. Dies ist kein Training, sondern eher ein hinhalten der Teilnehmer – nach unserer Auffassung. Es bleibt bei einem wichtigen Grundsatz: Wir trainieren Miteinander – nicht Gegeneinander.
6. das Training selbst / wir zeigen keinem was er nicht kann
Das Training, wie wird es möglichst Effizient? Wie wird es möglichst anwendungsbezogen? Wie verbessert es uns nicht nur körperlich sondern auch die innere Haltung? Wie nimmt es uns Unsicherheit? Wie lehrt es uns Zielstrebigkeit? Wie weckt es unsere Selbstmotivation? Wie kann es dazu führen das wir uns nicht nur besser, sondern insbesondere ausgeglichener fühlen? Und all dies ohne zu frustrieren, zu demotivieren oder Fragen aufzuwerfen welche mitunter unbeantwortet bleiben. Fragen sollten gestellt werden bevor mit etwas begonnen wird, die Antworten darauf sollten überzeugen. Die Gefahr ist bei den vielfältigen Trainingsangeboten leider recht groß erst nach einiger Zeit zu erkennen, das dass jeweilige Training all dies nicht erfüllt bzw. einen selbst nicht erfüllt. Verlorene Zeit erlangt man nicht wieder zurück, aus diesem Grund sollte das Konzept sowie das Training vom ersten Moment an überzeugen. Ich lege sehr großen Wert darauf allen interessierten gleich zu Beginn nichts vorzuenthalten, alle wichtigen Aspekte aufzuzeigen und zu erläutern wohin "die Reise gehen soll". Meine Vorstellung geht nahtlos in dem R.S.K. - Konzept auf, und verbindet auf einzigartige Weise Theorie sowie Praxis als auch Anwendungen miteinander. Alles dies baut aufeinander auf und ist jederzeit logisch nachvollziehbar. Alles kann und sollte hinterfragt werden, vieles im Training ausprobiert werden. Ich möchte Sie nicht hinhalten und Ihre Zeit verschwenden, sondern ab der ersten Stunde ein auf Sie abgestimmtes, effektives Training durchführen. Aufgrund des einzigartigen Trainingskonzeptes kommt bei jedem einzelnen sein ganz eigener Charakter zum Vorschein, unverfälscht durch seine Bewegungen und sein agieren zum Ausdruck gebracht. Dadurch erkennt sich jeder selbst und kann an sich arbeiten. Es ist eine einzigartige Erfahrung dies im Rahmen des R.S.K. - Schwertkampfes zu erleben. All dies wird Ihre Fähigkeiten verbessern sowie Ihre innere Haltung stärken. Sie werden ein besseres Selbstbewusstsein erlangen und erkennen dass Sie sich auf Ihre Fähigkeiten verlassen können. Dies ein sehr wertvolles Vermögen, welches Ihnen nicht verloren gehen kann, haben Sie es einmal erlangt.
7. Ist historisch "korrekter" Schwertkampf möglich?
Diese Frage lässt sich nicht einfach beantworten und hängt zudem stark von der jeweiligen Sichtweise sowie dem Standpunkt ab. Natürlich spielt auch die betreffende Epoche eine große Rolle (Frühmittelalter, Hochmittelalter, Spätmittelalter). Es würden in jedem Fall handgefertigte Waffen und Rüstungen, die historisch eindeutig nachweisbar sind, erforderlich sein. Weiterhin müssten diese in entsprechender Weise gefertigt sein, aus dem seinerzeit verfügbaren Material, sowie mit den seinerzeit üblichen Mitteln. Die Kämpfe würden dann mit scharfen Waffen ausgetragen, bis zum Tod oder der Kampfunfähigkeit des Kontrahenten. Die Wahl der Waffen würde dabei nicht unbedingt "Regeln" unterliegen, beritten oder ohne Pferd, mit oder ohne Schild, Schwert, Axt oder Speer, Nasalhelm oder mit Helm mit Gesichtsplatte usw. Einen "sportlich fairen" Kampf, wie wir ihn heute kennen, gäbe es nicht in einer "ernsten" Kampfsituation zu der für uns relevanten Epoche. Sicher gab es Trainingskämpfe mit Übungswaffen, jedoch sind wir auch dabei von dem "korrekten" Kampf ein gutes Stück entfernt. Es wird also, sofern man nicht ernsthaft den Kontrahenten oder sich selbst schwer verletzen möchte, alles im "sportlichen Rahmen" ablaufen. Von "historisch korrektem" Schwertkampf zu sprechen ist also sehr schwierig, belegbare Techniken und Angriffsmuster allein führen noch lange nicht dazu. Werden im Sparring dabei z.B. Fechtfedern und moderne Fechtmasken sowie leichte Kunststoffprotektoren verwendet, sind wir davon "meilenweit" entfernt. Ein dicker Gambeson, ein schweres Kettenhemd mit Brünne, ein massiver Helm und ein Metallschwert dazu "fühlt" sich anders an, und bewegt sich etwas näher an der für uns relevanten Epoche. Wir sprechen von daher von "realistisch im Rahmen des Machbaren", und sehen darin für uns die beste Art und Weise den Schwertkampf zu praktizieren.
8. Die Illusion von Perfektion / jeder sollte seine Grenzen kennen.
Wie bereits zu lesen war ist der Unterschied im Kampfkonzept des R.S.K. zu vielen anderen Varianten das freie Kämpfen im Rahmen der entsprechenden Techniken - ohne mitunter einschränkende weil zwingend festgelegte Abläufe oder Angriffsmuster. Das Sparring ist deshalb ein so wichtiger Bestandteil da hierbei das erlernte ausprobiert werden kann und weil jeder seine jeweiligen Grenzen kennen lernt. Diese können die Kondition bzw. Ausdauer sein, das schnelle reflexartige reagieren oder die Konzentration und Selbstkontrolle, welche es in einem freien Kampf erfordert. Allerdings sollte die Vorstellung eines "perfekten" Kampfes oder des "perfekten Könnens" abgetan werden. Die Erfahrung hat uns gezeigt das es dies nicht gibt, wir alle sind Menschen und geben unser bestes, jedoch ist das nichts weiter als Wunschdenken. Im Film oder in höchst Choreografierten "Kämpfen" schön anzusehen, ist soetwas jedoch im Freikampf schlicht nicht haltbar. Ein jeder kann sich davon gern selbst ein Bild aus "erster Reihe" im Training verschaffen. Wer aufhört besser zu werden hört auf gut zu sein, wir alle werden nur durch stetes und regelmäßiges Training besser werden und diesen persönlichen Fortschritt am ehesten im Sparring mit neueren Teilnehmern feststellen. Wir trainieren alle miteinander und nicht gegeneinander, dies möchte ich an dieser Stelle noch einmal hervorheben. Um es also zusammen zu fassen, vergessen Sie die Vorstellung des perfekten Kampfes - Sieg ohne jegliche Verletzung, Elfengleiches tänzeln und schwingen der Waffen - im Film und in festen Trainierten Schaukämpfen ja - im freien Kampf nicht.